Ben
Ben, 9 Jahre, Hemiparese rechts
Bens Ziele:
1. Switch spielen üben (Konsole)
2. Werfen und fangen
3. Auf einem Bein springen
4. Bergauf fahren mit seinem Fahrrad
Die ersten Schritte im Coaching:
Ben und ich lernen uns Mitte August online im Wohnzimmer der Familie kennen. Er ist ein aufgeweckter, fröhlicher Junge, der mir gleich erzählt, dass er gerne besser Switch spielen will. Das Superheldenspiel „The Incredibles“, das „Tennis-Spiel“ und „Lego Harry Potter“ gefallen ihm am besten. Und am liebsten spielt er mit seinem großen Bruder. Wir starten direkt mit dem Switch-Spielen. Ben zeigt mir, wie er spielt. Dabei fällt mir auf, dass sein rechter Daumen noch nicht so gut an die Knöpfe des Switch-Controllers kommt. Hierfür entwickeln wir eine Daumen-Übung, die er ab jetzt immer wieder machen will.
Das 2. Coaching:
In diesem Coaching trainieren wir wieder das Switch-Spielen und den rechten Daumen. Während des Spielens bemerke ich, dass Ben die Knöpfe auf der rechten Seite mit der linken Hand drückt, statt mit der rechten. Dieses Umgreifen mit der linken Hand bremst ihn im Spiel aus, er braucht länger.
Bens Mama kommt dabei eine Idee: „Wir könnten eine Erhöhung aus Pappe über die Mitte des Controllers kleben. Dadurch kann er sich vielleicht besser daran erinnern, dass er die rechte Hand nehmen soll.“ Ich finde diese Idee richtig gut! Ben und seine Mama wollen es in den kommenden Tagen ausprobieren.
Das 3. Coaching:
Heute treffe ich mich mit Ben und seinem Papa im Wohnzimmer und Ben freut sich schon, wieder Switch zu spielen. Bevor es losgeht, klebt Bens Papa ein Stück Pappe über die Mitte des Controllers. Dann probieren wir die Idee von Bens Mama aus. Ben drückt probehalber ein paar Knöpfe mit der rechten Hand. Es klappt schon besser als beim letzten Mal! Dann geht`s ans Switch-Spielen. Erst ist Ben wenig begeistert von der Pappe auf dem Controller. Sie ist nervig und stört ihn beim Umgreifen mit der linken Hand. Aber nach ein paar Minuten drückt er tatsächlich deutlich häufiger mit der rechten Hand die Knöpfe auf der rechten Seite. Die Pappe erfüllt ihren Zweck! Am Ende des Coachings sagt Ben sogar: „Die Pappe bleibt jetzt erstmal dran!“ Richtig klasse!
Das 4. Coaching:
Bei diesem Coaching ist Ben leider krank im Bett. Seine Mama fragt mich daher, ob sie auch alleine ins Coaching kommen könne. Ich bin einverstanden und wir treffen uns online. Bens Mama erzählt zunächst, dass Ben beim Switch-Spielen Fortschritte mache. Die Pappe sei nach wie vor am Controller und erinnere ihn daran, seine rechte Hand für die Knöpfe auf der rechten Seite zu nutzen. Er übe fleißig weiter. Dann sprechen wir u.a. über das Thema Frust und die Frage, wie sie auf Ben reagieren kann, wenn er gefrustet oder wütend ist. Hierzu entwickeln wir Ideen und Handlungsmöglichkeiten. Wir sprechen außerdem darüber, wie Ben sicherer im Straßenverkehr unterwegs sein kann.
Das 5. Coaching:
Heute sehen wir uns wieder zu dritt: Ben, seine Mama und ich. Wir üben zunächst das Winterjacke-An- und Ausziehen. Den Reißverschluss einhaken und hochziehen fällt ihm dabei am schwersten. Nach ein paar Versuchen zeige ich Ben, wie ich den Reißverschluss an meiner Jacke bediene und Ben probiert es ebenfalls. Es klappt mehrmals! Ben strahlt zwischendurch, obwohl ihm das Jacke-Anziehen wenig Spaß macht. Dann üben wir noch kurz das Jacke-Ausziehen. Hier zeige ich vor allem Bens Mama ein paar Strategien, um es im Nachhinein mit Ben zu üben. Ben hat nämlich keine Lust mehr auf das Jacken-Training. Das kann ich auch gut verstehen! Ich mochte es früher auch nicht, schon gar nicht drinnen. Anschließend zeigt Ben mir, wie er auf einem Bein hüpfen kann. Er macht es schon richtig gut. Ich empfehle ihm, während er hüpft, auf einen bestimmten Gegenstand zu schauen, sich nur darauf zu konzentrieren. Wir suchen die Lampe im Hintergrund aus. Auf sie schaut er, während er hüpft. Jetzt klappt es noch besser. Zum Schluss spielt Ben wieder Switch. Die Pappe hält nach wie vor zwischen den Controller-Seiten. Während er spielt, fällt mir auf, dass er fast ausschließlich mit seiner rechten Hand die Tasten drückt! Und, wenn er will, kann er dabei den Controller sogar mit seiner rechten Hand richtig gut umfassen. Total toll! Ich freue mich sehr für ihn!
Das 6. Coaching:
Heute treffe ich Ben und seine Mama im Wohnzimmer von Bens Oma. Die beiden erzählen, dass sie ein tolles SCHAKI-Kongress-Wochenende hatten. Ben sei deshalb heute auch etwas müde. Er zeigt mir, wie er es inzwischen schafft, sich alleine seine Jacke an- und auszuziehen. Beim Reißverschluss hilft ihm seine Mama noch ein bisschen, alles andere schafft er komplett allein. Ich bin begeistert! Anschließend üben wir das Schleife binden. Dabei stelle ich fest: Ben kann schon ziemlich gut Knoten binden! Ich zeige ihm, wie er nach dem Knoten eine Schleife binden kann. Er probiert es ein paar Mal, doch schnell wird klar: Ben ist wirklich ziemlich müde! Deshalb kürzen wir das Coaching ein wenig. Ich zeige Ben und seiner Mama noch ein paar Mal die Schleifen-Technik und dann beenden wir das Coaching für heute.
Das 7. Coaching:
Bens Mama berichtet zum Anfang des Coachings, sie und Ben üben immer wieder das Jacke an- und ausziehen. Es laufe gut. Ben habe es auch in der Nachuntersuchung seiner letzten Reha gezeigt. Toll! Im heutigen Coaching trainieren wir wieder das Schleife binden. Wir fangen mit dem Knoten an. Dieses Mal fällt ihm das schwerer. Aber am Ende hat er drei Knoten geschafft! Ich empfehle ihm und seiner Mama zunächst das Knoten noch ein paar Mal zu üben, bevor es mit der Schleife weitergeht. Denn, wenn man das Prinzip Knoten verstanden hat, gelingt die Schleife oft schneller. Statt der Schnürsenkel könnten sie eine Kordel nutzen, um damit zu üben. Die Kordel kann man nämlich mehrfach verknoten, ohne Sorge zu haben, die Knoten nicht mehr herauszubekommen. Bei der Kordel ist es egal. Zum Schluss sammeln wir, was Ben während der drei Monate so alles geschafft hat.
Seinem großen Ziel, besser Switch zu spielen, ist er ein großes Stück näher gekommen. Er nutzt beim Spielen jetzt deutlich häufiger beide Hände und ist dadurch schneller. Und er kann sich selbst schon besser die Jacke an- und ausziehen.
Ich freue mich sehr für ihn. Vielen Dank an dieser Stelle auch an Bens Mama! Du hattest eine super Idee mit dem „Papp-Trenner“ für die Switch, hast den Laptop überall dorthin gestellt, wo er gerade benötigt wurde und die Schleife fleißig mit geübt.
Ich wünsche Ben und seiner Familie ganz viel Erfolg und alles Gute auf ihrem Weg.
Janina
P.S.: Name des Schlaganfall-Kindes wurde auf Wunsch geändert