05746/93854-27  SCHAKI e.V. - Alte Dorfstr. 19 - 32289 Rödinghausen (Büro)

Gustav

Gustav, 13 Jahre, Hemiparese rechts

Gustavs Ziele:
1. Schleife binden
2. Beidhändig Fernsteuerauto fahren
3. Glas halten
4. Spielkarten halten

Die ersten Schritte im Coaching:
Gustav, sein Papa und ich lernen uns Ende August online im Wohnzimmer der Familie kennen. Gustav und sein Papa erzählen mir, dass Gustav schon viel mit seiner rechten Hand könne, er sie aber immer wieder im Alltag vergesse. Wir überlegen daher, wie er häufiger an seine rechte Hand denken könnte. Er könnte beispielsweise zunächst mal eine Liste mit allen Dingen anfertigen, die er schon mit seiner rechten Hand schafft. Dadurch bekommt er mehr Bewusstsein für die Fähigkeiten seiner rechten Hand. Außerdem hat er gleich Ideen für seine rechte Hand, die er im Alltag zukünftig umsetzen kann. Er könnte sich auch zwischendurch einen Wecker stellen, der ihn im Alltag daran erinnert, seine Hand zu nutzen. Im 1. Coaching legen wir außerdem Gustavs Ziele fest. Eines seiner Ziele: Spielkarten halten und austeilen. Genau das üben wir auch gleich. Es klappt schon richtig gut!

Das 2. Coaching:
Gustav und ich treffen uns wieder im Wohnzimmer. Dieses Mal schauen wir uns an, wie Gustav sein Fernsteuerauto zweihändig fahren kann. Er fährt schon ziemlich sicher. Anschließend schnappen wir uns Schnürschuhe und trainieren das Schleife binden. Dabei zeige ich ihm, wie ich eine Schleife mache. Gustav probiert es selbst aus. Sein Papa hilft dabei, indem er zunächst eine der Schlaufen für Gustav festhält, während Gustav sich auf`s Knoten konzentriert.
Die beiden wollen in den kommenden Tagen das Schleife binden weiter üben.

Das 3. Coaching:
Zu Anfang dieses Coachings erzählt mir Gustav stolz: Das Schleife binden könne er jetzt! Er zeigt es mir und es klappt tatsächlich! Ich freue mich sehr für ihn. Ich schlage ihm vor, dass wir heute die Doppelschleife üben, um seiner Schleife noch mehr Halt zu geben. Er ist mit am Start und wir legen los.
Nach kurzer Zeit hat er den Dreh aus. Auch die Doppelschleife funktioniert. Richtig toll! Zum Schluss teilen wir noch einmal Karten aus. Gustavs Papa erklärt währenddessen, dass Gustav dazu tendiere, die Karten in seiner rechten Hand zu stark festzuhalten. Ihm falle es dadurch schwer, die Karten wieder loszulassen. Deshalb geht es beim Austeilen üben dieses Mal darum zu fühlen, wie locker Gustav eine Karte halten kann, ohne dass sie ihm aus der Hand fällt. Immer mal wieder bewusst zu fühlen und zu testen, wieviel Kraft man für etwas braucht, kann helfen, Gegenstände von Anfang an lockerer zu greifen und wieder loszulassen (in diesem Fall die Spielkarten).

Das 4. Coaching:
Gustav berichtet: Auch der Doppelknoten der Schleife halte jetzt richtig gut. Ich bin begeistert. Da das Wetter derzeit immer kühler wird, schlägt Gustavs Papa heute vor: Wir könnten üben, den Anorak auf- und zuzumachen. Den Reißverschluss richtig einzuhaken, falle Gustav schwer. Ich hole meine Winterjacke aus dem Schrank, Gustav seine und wir schauen uns an, wie Gustav bisher seine Jacke zumacht. Ich gebe ihm ein paar Tipps, wie er den Reißverschluss leichter auf- und zubekommt und wir üben es. Am Ende klappt es schon ziemlich gut.

Das 5. Coaching:
Gustav zeigt mir am Anfang des Coachings, wie er ein Teeglas mit seiner rechten Hand halten kann. Wenn ihn seine Eltern erinnern, nehme er es beim Essen auch mit der rechten Hand. Gustav zeigt mir außerdem sein Stopp-Schild, das er zusammen mit seinem Vater gebastelt habe, richtig klasse! Er habe es gemalt und sein Vater anschließend ausgeschnitten. Das bringt mich auf die Idee, gemeinsam Ausschneiden zu üben. Wir legen gleich los und malen eine geometrische Form und eine Blume auf ein Blatt Papier. Dann zeigt mir Gustav, wie er normalerweise ausschneidet. Er hält das Papier in der rechten Hand und schneidet mit der linken. Das Problem: Oft schneidet er schief. Ich empfehle ihm, das Blatt mal auf den Tisch zu legen, es mit der rechten Hand nahe der Blume festzuhalten und dann mit der linken Hand zu schneiden (zunächst grob um die Figur herum, dann fein). Er probiert es und es klappt! Die Figur ist am Ende ziemlich sauber ausgeschnitten. Wir machen weiter mit der Blume. Hier und da geben sein Papa und ich ihm Tipps, wie er am besten schneidet, aber er macht es komplett alleine. Und das Ergebnis ist schon richtig gut. Am Ende üben wir noch das Zeichnen mit dem Geodreieck. Auch das gelingt ihm schnell.

Das 6. Coaching:
Am Anfang des Coachings berichtet Gustav, dass er in den letzten Wochen in der Schule geübt habe, ein Glas mit der rechten Hand zu halten. Einmal sei es ihm dabei heruntergefallen. Ich sage ihm, dass ich es richtig mutig und klasse finde, dass er in der Schule übt. Dazu hat mir der Mut früher gefehlt. Gustav freut sich. Anschließend üben wir erneut das Schleife binden, zunächst ohne, dass er den Schuh währenddessen anhat. Dabei klappt das Zubinden schon ziemlich sicher. Deshalb beschließen wir dann, das Zubinden zu üben, während er den Schuh trägt. Das fällt ihm schwerer. Die Schleife ist ziemlich locker. Ich empfehle ihm, immer einen Doppelknoten zu machen, damit die Schleife länger hält. Gegen Ende schlage ich vor, dass Gustav ab jetzt jeden Morgen versucht, sich selbst die Schuhe zu binden. Dadurch bekommt er mehr Übung darin und die Schleife wird fester. Gustav ist einverstanden. Er nimmt es sich vor.

Das 7. Coaching:
Gustavs Papa erzählt, dass Gustav seine Jacke häufiger über die rechte Schulter falle, wenn er sie offen trage. Der rechte Ärmel hänge dann immer herunter. Gustav merke das jedoch nicht und laufe dann so herum. Gustav zeigt es mir mit seiner Jacke. Wir üben zunächst, den Ärmel wieder über die Schulter zu schieben. Das gelingt ihm. Deshalb überlegen wir: Es könnte an seiner fehlenden Körperwahrnehmung der rechten Körperhälfte liegen könnte, dass er die herunterhängende Jacke im Alltag nicht bemerkt. Das war früher bei mir ähnlich. Ich gebe daher den Tipp, vielleicht nochmal eine Ergotherapie zu machen, weil es innerhalb dieser Therapie oft darum gehe, die Wahrnehmung zu stärken. Ich erzähle den beiden außerdem, welche Tipps und Techniken mir im Alltag geholfen haben, um meine Wahrnehmung in meinem rechten Arm zu verbessern. Anschließend sprechen wir übers Zähneputzen. Denn, Gustav vergesse immer wieder, seine Zähne auf der rechten Seite mitzuputzen. Wir überlegen, dass Gustav mit dem Zähneputzen auf der rechten Seite beginnen könnte. Dann zählt er bis 20 oder 30, bevor er den Bereich wechselt; z.B. von den oberen rechten Zähnen zu den unteren rechten Zähnen. Die beiden wollen es ausprobieren.

Am Ende des Coachings überlegen wir gemeinsam, was Gustav während der letzten drei Monate so alles geübt und geschafft hat.
• Wir haben z.B. trainiert, ein Glas mit der rechten Hand zu halten,
• Karten auszuteilen und
• mit einem Geodreieck zu zeichnen.
• Gustav kann inzwischen besser ausschneiden,
• die Jacke zumachen und
• er schafft die Schleife.

Richtig toll!

Vielen Dank an dieser Stelle auch an Gustavs Papa, der während des Coachings immer mit dabei war und Gustav beim Üben unterstützt und motiviert hat. Die Zusammenarbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Ich wünsche Gustav und seiner Familie alles Gute und viel Erfolg auf ihrem Weg.
Janina

P.S.: Name des Schlaganfall-Kindes wurde auf Wunsch geändert